Fahrradkettenpflege mit Wachs: Eine Anleitung zum Selbermachen und Marktübersicht

Es gibt zahlreiche Ansätze, wenn es um die Pflege der Fahrradkette geht – und die Meinungen dazu könnten nicht vielfältiger sein. Einige schwören auf die traditionelle Methode der Ölschmierung, während andere behaupten, dass Diesel das Geheimnis zu einer perfekt geschmierten Kette sei.

In diesem Beitrag möchte ich dir jedoch eine andere Alternative vorstellen: die Kettenpflege mit Wachs. Ich werde die Vor- und Nachteile dieser Methode gründlich abwägen und dir eine einfache Do-it-Yourself Anleitung zeigen, mit der du deine Kette mit den simpelsten verfügbaren Mitteln wachsen und nachbehandeln kannst. Darüber hinaus zeige ich dir auch verschiedene fertige Wachsprodukte, die der Markt für die Kettenpflege bereithält. So kannst du die für dich passende Option für deine individuellen Bedürfnisse finden.

Voraussichtliche Lesedauer: 15 Minuten

Die Verwendung von Wachs zur Kettenpflege bietet eine Reihe von Vorteilen. Zum einen bildet das Wachs eine schützende Schicht auf der Kette, die Wasser, Schmutz und Staub abweist und somit die Lebensdauer der Kette verlängert. Außerdem wird eine mit Wachs gepflegte Kette nicht dreckig schwarz und versaut dir deine Klamotten. Die Wartungsintervalle können unter Umständen verlängert werden, da das Wachs länger an der Kette haftet und eine bessere Schmierung gewährleistet. Zudem ist die Wachspflege umweltfreundlich, da sie keine schädlichen Chemikalien enthält, die in die Natur gelangen könnten.

Um dir den Einstieg in die Welt der Wachspflege zu erleichtern, habe ich eine detaillierte Do-it-Yourself Anleitung zusammengestellt. Schritt für Schritt erkläre ich dir, wie du deine Fahrradkette mit einfachsten Mitteln wachsen und nachbehandeln kannst, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Ich gebe dir praktische Tipps und Tricks, damit du auch als Anfängerin oder Anfänger die Kettenpflege problemlos bewältigen kannst.

Darüber hinaus bieten viele Hersteller bereits fertige Produkte speziell für die Wachspflege an. Ich werfe einen Blick auf einige der besten Optionen auf dem Markt und gebe dir einen Überblick über ihre Vor- und Nachteile.

Hinweis

Dieser Artikel zur Fahrradkettenpflege wird ständig aktualisiert. Ich füge immer wieder neue Erkenntnisse, Tipps und Produkttests hinzu. Schau also regelmäßig vorbei, es gibt immer was Neues zu entdecken. Und teile mir gerne deine eigenen Erfahrungen in den Kommentaren mit!

Inhaltsverzeichnis

So ist es schon mal nicht richtig. 😉

Vorab-Fazit: Warum MSPEEDWAX oder Silca Secret Chain Wax meine Wahl als Heißwachs sind

Meine persönliche Empfehlung zum „Heißwachsen“ sind MSPEEDWAX(am) und Silca Secret Chain Blend(am). Diese Fertigmischungen sind für rund 45€ pro 500g zu bekommen und enthalten alles, was für eine gute Kettenschmierung notwendig ist. Eine solche Packung reicht für locker 20-30 Wachsvorgänge, also schätzungsweise bis zu 9000km, wenn man von einer Nutzungsdauer pro Anwendung von etwa 300km ausgeht. Je nach Kettenmodell kann das aber auch deutlich mehr werden.

Leider findet man diese Produkte derzeit nur noch vereinzelt in Restbeständen. Ich vermute, es liegt an den Zusatzstoffen, die zum Teil nicht mehr zulässig sind. Mspeedwax bietet aber neuerdings ihr Wachs in „Puckform“ auf dem heimischen Markt an. Ich denke, dass dieses Produkt auch bald wieder auf dem deutschen Markt verfügbar ist.

Die DIY Variante ist dennoch empfehlenswert für den Winterbetrieb – da hier unter Umständen öfter gewachst werden muss und so die Kosten niedriger bleiben.

Einleitung

Mir war die ganze Ölpraxis schon im Frühjahr 2020 ziemlich unhandlich, und ich habe meine ersten Versuche mit Kettenwachs gestartet. Zunächst habe ich mir nur eine Flasche Squirt Lube(am) bestellt (flüssiges Wachs, was ähnlich eines Öls per Fläschchen auf die Kette gegeben wird), mit der Anwendung war ich zunächst zufrieden und bin damit den ganzen Sommer durch gefahren. Ein sauberer Antriebsstrang ist doch was herrliches. Nur sonderlich lang hielt eine Schmierung nicht an, nach jeder Fahrt musste ich ein wenig nachwachsen.

Als es allerdings langsam kalt und nass geworden ist, war die Freude dann langsam vorbei. Bei Regenfahrten war das Wachs schon nach 30km wie runtergewaschen und die Kette begann zu quietschen. Das ist mir ein deutlich zu kurzes Intervall. Also beschloss ich, die Kette in heißes Wachs einzulegen.

Arbeitsschritte der DIY Variante

Reinigung und Vorbehandlung der Kette

Schmutzige Kette im Ultraschallbad

Neue/ungewachste Ketten

Bei neuen Ketten – als auch bei gebrauchten, mit Öl genutzten (das macht allerdings nur Sinn, wenn die Kette nicht kurz vor der Verschleißgrenze ist) – muss sie zunächst vollständig von Öl, Fett und vor allem Schmutz befreit werden. So gründlich wie nur möglich.

Warum? Weil sich im Öl und Fett, auch im Inneren der Kette, kleine Schmutzpartikel sammeln, die dann für schnelleren Verschleiß der Kette sorgen. Das sind übrigens auch die Schmutzpartikel, die das Öl auf der Kette regelmäßig schwarz werden lassen. Außerdem kann das Wachs sich nicht richtig mit der metallischen Oberfläche verbinden, wenn noch Rückstände an ihr haften.

Ich verwende dazu drei alte Gurken- oder Einmachgläser, im ersten Glas eine Mischung aus WD40(am) und Bremsenreiniger(am), im zweiten Glas reiner Bremsenreiniger(am) und im dritten Glas Isopropanol(am).

  1. Die Kette wird zunächst ins erste Bad (WD40 und Waschbenzin) gelegt und ca. 30 Minuten „ziehen“ gelassen. Gelegentlich das Glas schütteln (für ca. 15 Sekunden jeweils). Es kann natürlich auch nicht schaden, die Kette einfach über Nacht eingelegt zu lassen, sodass das Waschbenzin komplett in die Kette eindringen kann.
  2. Dann kommt die Kette ins zweite Bad, wo sie wieder ca. 15 Minuten verweilt und gelegentlich durchgeschüttelt wird.
  3. Anschließend kommt die Kette in ein Bad aus Isopropanol(am), um die letzten Reste der Schmierung abzuwaschen, ebenfalls unter gelegentlichem Schütteln.

Wer zum Abschluss noch das allerletzte Quäntchen Fett und Schmutz herausbekommen möchte, legt die Kette für ein paar Minuten in ein Ultraschallbad(am) mit Isopropanol(am).

Ich kann es nur noch mal betonen: Je sauberer die Kette ist, umso besser wird die gewachste Kette später funktionieren! Also bloß nicht zu sehr hudeln beim saubermachen. Außerdem sollte das Wachsgemisch nicht unnötig mit Schmutz kontaminiert werden, sonst bringt das alles nicht viel und der Verschleiß erhöht sich entsprechend.

Die Flüssigkeiten können in den Gläsern aufbewahrt werden und der Schmutz setzt sich am Boden ab. Bevor ich die nächste Kette reinige, gieße ich die Flüssigkeiten um, der Schmutz bleibt am Boden und kann so entsorgt werden. Von Zeit zu Zeit tausche ich die Flüssigkeiten komplett aus.

Gereinigte Kette

Anschließend kann die Kette eine halbe Stunde zum Trocknen in den Backofen bei rund 150 Grad. Ich schreibe bewusst „kann“, weil ich der Ansicht bin, dass dieser Schritt nicht unbedingt nötig ist. Reste vom Isopropanol verkochen in Form von Bläschen im heißen Wachs.

Da diese Praxis relativ aufwändig ist, bietet sich nach erfolgreichem Test die Anwendung gleich auf mehrere Ketten an.

Nachwachsen einer bereits mit Wachs behandelten Kette

Zunächst sei angemerkt, dass sich die Haltbarkeit einer frisch gewachsten Kette mit Squirt Lube(am) um ein vielfaches verlängern lässt. Dennoch ist ein gelegentliches Neuwachsen ratsam.

Da das Innere der Kette durch den initialen Wachsvorgang schon ausreichend geschützt ist, genügt hier eine „oberflächliche“ Behandlung und eine reduzierte Anzahl an Arbeitsschritten.

Ich spüle die Kette zunächst mit kochendem Wasser ab und reinige sie anschließend mit Bürste und etwas Seife. Da ich über ein preiswertes Ultraschallgerät(am) verfüge, landet die Kette zusammen mit Bremsenreiniger für etwa 2-3 Minuten darin. Die Reste hebe ich wieder in einem Gurkenglas auf bis zur nächsten Anwendung.

Danach sollte die Kette wieder wie neu glänzen und von Wachs- und Schmutzrückständen befreit sein.

Das Wachsbad und die Zusammensetzung (günstigste Variante)

Mein erstes Wachsbad habe ich einfach aus alten Kerzenstümpfen zusammengeschmolzen. Auch diese Variante hat funktioniert. Da das Wachs aber abgekühlt relativ hart wird, war das Brechen der Kettenglieder recht schwer. Ich habe daraufhin eine Kombination unterschiedlicher Inhaltsstoffe getestet, die wesentlich zufriedenstellender war. Hier zunächst die Zusammensetzung meines Wachsbades:

Das Paraffinwachs zieht in die Kettenglieder ein und härtet dort aus. Es wird die Basis der Schmierung zwischen Bolzen, Hülsen, Rollen und Laschen. Außerdem beschichtet es die Kettenglieder auch von außen und sorgt so für einen gewissen Korrosionsschutz.

Das Paraffinöl soll die „Brechbarkeit“ und Gleitfähigkeit der Kettenglieder verbessern. Es stellt also eine Art „Verdünnung“ dar. Mit einem Mischungsverhältnis von 1:10 fällt diese aber sehr gering aus, dafür fällt einiges an Aufwand beim Beweglichmachen der Kette weg.

Die Zutaten werden auf dem Herd im Wasserbad, in einem Reiskocher bzw Dampfgarer(am) (dann aber nur für diesen Einsatz) zusammengeschmolzen. Die optimale Verarbeitungstemperatur liegt bei etwa 90-95 Grad.

Die Kette ziehe ich vor dem Bad auf einen Basteldraht, der die Anwendung deutlich vereinfacht.

Am Besten legt man die Kette schon vor dem Erhitzen auf das noch harte Wachs, sodass die Kette mit dem Wachs miterhitzt wird. Mit einem Fleischthermometer kann man gut die Temperatur kontrollieren. ab etwa 90-95 Grad kann man ausschalten, bzw. den Schongarer auf Warmhaltebetrieb umstellen. Viel höher sollte die Temperatur nicht steigen, da sonst möglicherweise das Wachs oder die Zutaten beschädigt werden.

Die Kette verbleibt etwa 15min im Bad und sollte gelegentlich hin und her bewegt werden, sodass das Wachs besser in die Glieder eindringen kann. Anschließend wird sie mit dem Draht aufgehängt und abkühlen/trocknen gelassen. Ich hänge die Kette direkt über dem Schongarer auf, sodass nicht alles versaut wird. Denn merke: Wachs auf Fliesen gibt ne tolle rutschige Oberfläche und lässt sich nur schwer entfernen.

Das Wachsgemisch verbleibt dann im Topf/Schongarer bis zur nächsten Anwendung. Sollte sich doch Schmutz am Boden abgesetzt haben, kann man das Wachs nach dem Auskühlen einfach herausnehmen und den Schmutz an der Unterseite abschaben.

Nachbehandlung und Montage

Im Anschluss muss die Kette wieder gangbar gemacht werden, da sich die einzelnen Glieder durch das feste Wachs nur schwer bewegen lassen (Wer Paraffinöl hinzugibt hat deutlich weniger Probleme). Hierzu sollte man jedes einzelne Glied mehrfach hin und herdrehen. Mit der oben genannten Mischung geht das sogar recht einfach.

Danach kann die Kette wieder am Rad montiert werden. Hierzu empfehle ich immer Kettenschlösser wie Missing Link oder Smart Link, insbesondere weil die Kette ja auch regelmäßig wieder abgenommen werden soll.

Die Kette wird die ersten paar Minuten der nächsten Fahrt etwas rauer laufen als gewohnt, dies legt sich aber sehr schnell.

Außer dem Wachsen der Kette empfehle ich eine kleine Schicht Wachs auf der Kassette, das verbessert die Schaltperformance. Ich trage dazu einfach Squirt Lube(am) mit einem Pinsel leicht auf die Ritzel auf.

Die Kette ist nun in der Regel für ein paar hundert Kilometer gerüstet. Gelegentliches Nachwachsen mit z.B. Squirt Lube(am) oder ähnlichen Wachsbasierten Schmiermitteln kann – insbesondere an feuchten Tagen – nicht schaden.

Die Kette muss nach Regenfahrten regelmäßig abgetrocknet werden, um Rost zu vermeiden. Einfach mit einem trockenen Tuch oder Lappen die Feuchtigkeit abwischen.

Ansonsten genügt nach der Schmutzfahrt mit Wasser gründlich abzuspülen und abtrocknen.

Fertige Kettenwachsmischungen

Natürlich kann man auch auf fertige Mischungen zurückgreifen. Das hat sogar auch Vorteile, denn man bekommt ein perfekt abgestimmtes Produkt und muss sich um die Zusammensetzung kaum noch Gedanken machen. Dafür sind diese Mischungen etwas teurer als zum Beispiel reines Paraffin mit einem Schuss Paraffinöl.

MSPEEDWAX: Meine Empfehlung

Molten Speed Wax(am)

MSPEEDWAX(am) ist das erste „Fertigwachs“ im Test. Es kommt in der Regel im 500g-Säckchen daher und kostet irgendwo um die 35€. Die Zusammensetzung beinhaltet neben Wachs auch Teflon, Molybdän(IV)sulfid (Mos2) und Wolfram(IV)sulfid (Tungsten Disulfide (WS2)), welche die Gleiteigenschaften verbessern und wasserabweisender sein sollen.

Die Kette wird schön geschmeidig und eine damit gewachste Kette hält locker mehrere hundert km ohne Nachbehandlung. Auch bei Events wie dem Siegfried GRVL verlasse ich mich darauf.

SILCA Secret Chain Blend(am) Kettenwachs

…wird derzeit (ab April 2022) getestet! Da die Zusammensetzung ähnlich der von MSPEEDWAX ist, erwarte ich hier keine großen Unterschiede.

Pflegemittel für zwischendurch

Natürlich will man die Kette nicht regelmäßig demontieren und ins Wachsbad legen. Für zwischendurch gibt es einige geeignete Mittel auf Wasserbasis, mit denen die Kette behandelt werden kann und bei denen eine heißgewachste Kette nur vorteilhaft ist.

Squirt Lube

Ich habe Squirt Lube(am) im Artikel schon einige Male erwähnt. Hierbei handelt es sich um ein Wachs in flüssiger Form. Dem Wachsgemisch (es enthält gewiss noch weitere Zutaten) ist ein Flüssigmacher sowie Wasser beigemischt. Dieses verdunstet langsam nach der Applikation, während das Wachsgemisch einzieht (so die grundsätzliche Theorie).

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Squirt Lube(am) insbesondere im Sommer und an trockenen Tagen eine wunderbare Ergänzung ist. Hier lassen sich noch mal etliche Kilometer rausholen, wenn die Kette ordentlich vorbehandelt ist. Anfangs habe ich Squirt Lube(am) alleine (ohne vorheriges Wachsbad) verwendet und war einigermaßen enttäuscht über die Haltbarkeit. Nach einer Regenfahrt begann die Kette sofort zu quietschen. Wenn die Kette aber vorher im Wachsbad war, lief alles wie geschmiert.

Squirt Lube(am) gibt es in zwei Varianten, einmal das normale(am), und einmal für kalte Tage(am) (Winter). Ich hab euch das mal entsprechend verlinkt.

Smoove

Ich habe den Hinweis auf Facebook erhalten und mir natürlich gleich mal eine Flasche Smoove(am) zum Testen bestellt.

Das Produkt soll besser für Zwischenschmierungen geeignet sein und insbesondere bei nassen und staubigen Verhältnissen besser sein als Squirt.

Ich habe es zum Zwischenschmieren getestet. Allerdings perlt es einerseits von einer normal gewachsten Kette einfach ab und hinterlässt andererseits eine hässliche, schwarze Schicht. Für meine Anwendung zur Zwischenschmierung weniger geeignet. Eventuell verhält es sich anders, wenn man es auch als Basis verwendet.

Ich freue mich sehr über dein Feedback. Schreibe mir gerne einen Kommentar, Email, Whatsapp oder auf Facebook über deine Erfahrungen.

33 Antworten

  1. Philipp F. sagt:

    Wie geht man beim Wachsen mit den ganzen Kettenblättern und Ritzeln um? Werden die nur gereinigt, damit das Fett und Öl aus dem System weg kommt, oder muss man diese (also auch vorne jene an der Kurbel) auch einmal in Wachs einlegen?

  2. Ron sagt:

    Und wie verhält es sich mit den Schaltröllchen?
    Soll man da auch Wax in die Alukabseln reinmachen oder weiter hin einen Tropfen Öl oder Fett?

  3. Markus sagt:

    Hallo Andreas,
    danke erstmal für deinen Bericht und dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Nun bitte ich dich mal um deine Meinung. Vorab: Ich habe meine Räder auf Wachs umgestellt, immer mit neuen (unbeschichteten) Ketten, manchmal auch zusammen mit neuer Kassette. Beim Entfetten bin ich folgendermaßen vorgegangen: 1. Bad in Waschbenzin, 2. Bad in Isopropanol (jeweils mind. 30 min), dann 2×15 min im warmen Ultraschallbad mit EM-900 Extremreiniger für Öl/Fett/Teer von Emag/emmi (empfehlen auch die Jungs von Optimize), zum Schluss Kette ausgiebig mit warmem Wasser ausgewaschen und trocknen lassen. Dann mit Silca-Heißwachs nach Vorschrift gewachst. Ritzel und Schaltröllchen auch immer entfettet. Sollte also alles passen. Aber: Nach dem Brechen und Einfahren der Kette läuft der Antrieb erst geschmeidig und relativ leise, nach spätestens 50 km macht die Kette jedoch ziemlich Radau. Das Pedalieren fühlt sich dann zwar immer noch leicht an und die Ketten bleiben auch nach 150 km Gravel-Staub schön sauber, aber der laute Antrieb ist auf Dauer nervtötend. Auch das sporadische Abwischen und Nachschmieren mit Silca Flüssigwachs bringt nur kurze Besserung.
    Mache ich was falsch? Noch stärkere Geschütze zum Entfetten kann ich ja wohl kaum auffahren. Wie sind deine Erfahrungen mit der Antriebs-Lautstärke bei gewachsten Ketten? Bin kurz davor, wieder alles auf Öl umzustellen …

    • Andreas sagt:

      Hallo Markus,

      die gewachsten Ketten sind lauter im Vergleich zu geölten Ketten. Mir ist das anfangs auch aufgefallen, habe mich aber recht schnell dran gewöhnt und bemerke es kaum noch… Nur wenn’s quietscht ist das überhaupt nix 😉

      Viele Grüße

      • Markus sagt:

        Hallo Andreas,
        da bin ich beruhigt, dass du den Eindruck bestätigst und es offenbar nicht an Unvermögen liegt 🙂
        Danke dir und weiterhin gute Fahrt.
        Viele Grüße

  4. Markus Reimer sagt:

    alter aber: die bereits entfettete und gewachste Kette muss für das neuwachsen im Bad natürlich nicht erneut entfettet werden. es ist ja gar kein Fett mehr da… einfach heiß abspülen und in den Topf geben.

    • Andreas sagt:

      Hallo Markus, grundsätzlich sollte man das meinen. Was da aber nach der Behandlung mit Heißwasser noch an Dreck abgeht (z.B. eben mit Waschbenzin oder im Ultraschallreiniger), das landet so potenziell im Heißwachs und kontaminiert es. Und an der Kette selbst bleibt auch noch Dreck zurück. Insbesondere, wenn man zwischendurch mit den Flüssigwachsen nachbehandelt, die deutlich mehr Schmutzpartikel akkumulieren. Natürlich muss man nicht so intensiv ran wie bei einer neuen Kette. Zero Friction beschreibt das auch irgendwo in den Zen Master Guides. Viele Grüße!

  5. Max sagt:

    Alle 300 km neu wachsen und den ganzen Aufwand wiederholen? Dann müsste ich den Spaß 1 mal pro Woche, im Urlaub sogar fast 2 mal machen. Dann ist das herkömmliche Ölen deutlich weniger Aufwand und mir den etwas höheren Verschleiß wert.

  6. Günter Schneeweiß sagt:

    Hallo…. Ich habe eine neue Ultegra Kette gekauft, und die hat eine Sil tec Beschichtung. Möchte jetzt aber auch mit dem wachsen anfangen, und meine Frage ist, ob ich die neue Kette auch reinigen muß bevor ich sie mit Heißwachs behandle… lg Günter

    • Andreas sagt:

      Hallo Günter, grundsätzlich ändert eine Beschichtung nichts am Prinzip. Es gilt allerdings zu bedenken, dass bei beschichteten Ketten das Ergebnis eventuell weniger zufriedenstellend ausfallen kann – wie ich selbst schon bei den „goldenen“ KMC Ketten festgestellt habe. Der Grund dafür ist ganz einfach: Auf den beschichteten Oberflächen haftet das Wachs schlechter als auf unbeschichteten. Wie sich das bei der Sil tec Beschichtung verhält, da habe ich noch keine konkreten Daten sammeln können. Aber: Versuch macht kluch 🙂 Ich wünsche dir viel Erfolg. Viele Grüße, Andreas

      • Günter Schneeweiß sagt:

        Hallo Andreas…. Danke für die Info. Ich werde es einfach mal ausprobieren…
        glg Günter

        • Michael sagt:

          moin zusammen,

          erstmal das wachs soll ja auch „nur“ die Zwischenräume, also Achse und Hülse der Glieder, ausfüllen. Damit hier nicht Metall auf Metall reibt. Allerdings wird beim Reinigen der Kette der Ölfilm der auf der Aussenseite der Kette sitzt mit entfernt, womit eine Kette ohne zusätzliche Beschichtung anfälliger sind für Rost. Somit macht eine Kette mit Beschichtung Sinn, dann braucht man sich nicht so sehr um den Rostschutz bemühen (Kette trocken wischen nach nassfahrten). Es ist also egal ob das Wachs aussen an der beschichteten Kette abperlt, dieses wachs bietet nur bei unbeschichteten Ketten einen leichten Schutz vor Rost und wirs eh mit der Zeit „abgearbeitet“. Wichtig beim Wachsen von beschichteten Ketten ca. 5 Minuten vor dem rausholen aus dem Bad den Slowcooker abschalten. Dann kühlt die Kette mit dem Wachs schon etwas ab und das noch flüssige Wachs an den wichtigen Stellen läuft nicht so schnell wieder raus beim entnehmen der Kette.

          LG Michael

          • Andreas sagt:

            Hallo Michael und danke für deinen Beitrag!

            Ich muss zugeben, mit dem Kommentar bezüglich der Beschichtung habe ich etwas abgekürzt. Es sind nicht alle Beschichtungen ungünstig zum Wachsen, aber einige schon. Ich beziehe mich hierbei auf den „Zen Master Guide“ von Zero Friction Cycling, in dem es heißt: „ZFC does not at this time recommend KMC chains for waxing / wax based lubes as have found their coatings tend to repel wax lubes, leading to very short treatment lifespans which has chains feeling and sounding very dry very quickly – this has also led to very short chain lifespans despite running the best know lubricant choices.“ – Was so viel heißt wie, dass z.B. beschichtete KMC Ketten weniger geeignet zum wachsen sind. Da ich nur KMC Ketten verwende und auch schon die beschichteten da hatte, kann ich dies nur bestätigen. Andere Beschichtungen/Hersteller sind da besser geeignet, aber auch da muss man zunächst mal testen.

            Ich selbst fahre die einfachen KMC Ketten ohne Beschichtung, und hatte trotz Allwetterfahrten keine Probleme mit Rost. Ich reibe allerdings nach Regenfahrten auch die Kette ab und wachse sie anschließend mit Squirt Lube etwas nach, was ich jedem auch nahelegen möchte.

    • Wolfgang sagt:

      Hallo! Ich habe meine Ketten mit Waschpulver und Waschsoda gekocht und entfettet. Spülmaschinenpulver funktioniert genauso gut. Für den zweiten Reinigungsgang verwendete ich Isopropanol. Kette reinlegen, mehrmals kräftig duchschütteln, Schmutz über Nacht im Glas absinken lassen, Kette herausnehmen und ordentlich mit heißem Wasser abspülen, trocknen lassen und am nächsten Tag mit Optimize Heißwachs wachsen.
      Dazu habe ich habe mir Grafitpulver, Paraffinöl und Paraffinkerzen gekauft, um selbst Heizwachs damit herstellen zu können. Bin gespannt, wie ich das hinbekomme.
      Nach meiner ersten Heißwachstour bemerkte ich, dass das SHIMANO Schaltwerk nicht mehr so gut schaltet wie vorher. Also habe ich den Schaltzug etwas entspannt, etwa eine Drehung, und nun funktioniert die Schaltung wieder perfekt.
      Kein Schmutz am Antrieb, einfach herrlich sauber. Das Procedere hat sich gelohnt.

  7. DocD sagt:

    Hallo,
    besten Dank für die umfangreichen Tests! Aktuell fahre ich noch konventionell geschmierte Antriebe. Das werde ich in Kürze ändern! Das Wachs ist bestellt, die Entfettung ist organisiert. Bin gespannt???‍♂️

  8. Peter sagt:

    Ich habe meine neue Kette ebenfalls wie beschrieben komplett entfettet und danach mit Squirt Lube behandelt.
    Jedoch habe ich den Eindruck, dass da etwas schief gegangen ist. Die Kette ist enorm klebrig und das Wachs ist zu einer klebrigen schwarzen Masse geworden die Kette, Kettenblätter sowie Ritzel total verklebt…
    Ich würde ja gerne ein Bild beifügen um die Sache zu veranschaulichen.

    • Andreas sagt:

      Hallo Peter,

      oh, das ist schade wenn das so nicht funktioniert. Ich verwende Squirt Lube nur zum nachwachsen, und das in geringer Menge. Vielleicht stimmt auch mit dem Produkt etwas nicht. so wie du das schilderst, habe ich bisher noch nicht gesehen.

  9. CE sagt:

    Vielen Dank für die tolle Anleitung. Ich habe sie bis auf das Teflon befolgt und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden!

    Teflon ist Mikroplastik welcher in der Natur nicht abgebaut werden kann und dort sehr lange verbleibt! Ich habe stattdessen MoS2 (Molybdändisulfid) verwendet welches ein umweltfreundlicher Festschmierstoff ist und ebenfalls hervorragende, wenn nicht sogar bessere Gleiteigenschaften als Teflon im Metallbereicht, hat.

    Evtl.kannst du den Artikel noch um MoS2 ergänzen oder Teflon sogar ganz raus streichen.

  10. antonio sagt:

    Hab in dieser Saison auch damit angefangen, da mir der ölige Schmierfilm doch immens stört(e), vor allem bei Reparaturen und Einstellarbeiten.

    Ganz „früher“ hatte ich tatsächlich mal die käuflichen Wachs-Schmieren getestet, allerdings ohne die Kette komplett zu entfetten. Da hatte wohl noch keiner die Idee mit dem Auskochen… oder zumindestens nicht in öffentliche Medien gepostet.

    Ich habe jetzt die günstige Variante ausprobiert und nach 3x Fahrten positiv erstaunt, dass es so gut klappt.

  11. Reinhard sagt:

    Also für die warmen Monate kann ich mir das alles sehr gut vorstellen.
    Aber wie sieht es denn nach Fahrten auf nassen mit Salz gestreuten Fahrbahnen mit Rost aus? Kann ich auch dann komplett auf Öl verzichten?

    • Andreas sagt:

      Hallo Reinhard,

      Wird die gewachste Kette nicht zumindest abgerieben nach der Fahrt, wird sie auch rosten. Und in der Folge auch quietschen. Also nach dem fahren mit nem trockenen Tuch drüber gehen und bei Bedarf nachwachsen. Ich wachse die Kette nur noch alle 4-6 Wochen im Wachsbad. Wenn das ein mal richtig gemacht ist, genügt das auch. Danach gebe ich so alle etwa 100km etwas Squirt Lube auf die Kette. Hatte noch keine Probleme damit diesen Winter. Wenn es um längere Ausfahrten im Salz Siff geht, ist vermutlich ein Hydrodynamic die bessere Wahl. https://amzn.to/3I8dumD hier von Mucoff. Das gab es auch mal in der Dose, Mucoff Hydrodynamic Harsh Conditions. Hat allerdings einen wirklich stolzen Preis.

  12. A. Ebner sagt:

    Entfetten, Reinigen und Wachsen funktionieren sehr gut, ist aber dann doch mehr Aufwand und Sauerei (olfaktorisch und physisch) als erwartet. Hoffe jetzt, dass es sich lohnt

  13. Andreas sagt:

    Das ist der beste Beitrag, den ich hierzu bisher gelesen habe. Vielen Dank!. Ich bevorzuge allerdings ein Mischungsverhältnis von 60% Wachs und 40% Öl. Ein kleiner Tipp von mir, wie es noch deutlich günstiger geht: bei dm gibt es für kleines Geld reine Paraffikerzen im 4-er-Pack zu kaufen und das Paraffinöl kann ohne weiteres durch das günstige Penaten Pflegeöl ersetzt werden. Es besteht zu 99% aus Paraffinöl und Zusätzen für den guten Geruch. Damit macht man nichts verkehrt.

  14. Michael sagt:

    Toller Artikel! Wie reinigst du die gewachste Kette nachdem sie reif für eine erneute Wachsung wäre? Bei mir sammelt sich ein Mix aus Wachs und Dreck zwischen Kettengliedern an.

  15. Tom sagt:

    Es ist mir ein Rätsel, warum Schmiermittel mit dem Umweltgift Teflon überhaupt noch gehandelt werden dürfen. Skiwachse mit Teflon wurden schon lange vom Markt genommen. Teflon ist nicht biologisch abbaubar und verbleibt für immer in der Natur. Du solltest dich zur Umweltverträglichkeit der empfohlenen Produkte informieren und dann Deinen Bericht anständig überarbeiten.

  16. Martin Blank sagt:

    Ich liebe solche „tech nerd“ Beiträge. Eventuell probiere ich das auch mal aus. Im Sommer bin ich bisher von Innotech 105 ziemlich überzeugt. Aber im Nassen taugt das nicht wirklich…

    • Andreas sagt:

      Danke dir 🙂
      Es gibt Kettenpflegeprodukte wie Sand am Meer. Auch im Wachsbereich gibt es unzählige Sachen, Flüssigwachs wie Squirt oder festes Wachs von Molten Speed Wax zum Beispiel. Man kann für die Sachen unmengen an Geld rausschmeißen. Daher hab ich diesen Beitrag auch im DIY Stil gehalten. Denn bei Tests von diversen Youtubern (z.B. OZ Cycles, https://www.youtube.com/watch?v=HHr9znwpwmQ) kam dann unter anderem raus (so wird es zumindest dargestellt), dass so ein selbst gemixtes Wachs der Kette eine längere Lebensdauer beschert und auch sonst besser abschneidet als diese vorkonfektionierten Premiumwachse.

  17. Matze sagt:

    Top, werde ich zum Start meiner Saison auf jeden Fall so anwenden

    • Kajo sagt:

      Hätte ich doch die Seite früher entdeckt. Bin nämlich daran, die Kette mit Heisswachs von Optimize zu „versiegeln“. Fände ich nebenbei erwähnt cool, wenn du dieses Wachs testen würdest, schliesslich ne Deutsche Marke.?

      Hatte meine Kette gewachst, die Reinigung und der Aufwand ist enorm. Ich vermisse noch mehr Details über das Brechen der Kette nach dem Heisswachs. Macht man das und wenn ja wann und „fest“ bricht man die Kette?

  18. Rausch M. sagt:

    Ist sehr gut beschrieben.

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